Autor des Artikels: ©Ulrike Homer

Ist ein Whippet der richtige Hundepartner für mich ?

Sie haben in Hundezeitungen oder auf der Straße Whippets gesehen und Ihnen gefällt der so sanft und ruhig aussehende graziöse kleine Windhund. In den Rassebeschreibungen lesen Sie, daß der Whippet als im Haus ruhiger, nicht kläffender und sauberer Begleiter beschrieben wird. Nun fragen Sie sich, ob das so stimmt. Was ist mit dem Bewegungsdrang, mit dem Jagdtrieb, wie kommen Whippets mit Kindern klar, kann man sie zusammen mit Katzen oder anderen Tieren halten, müssen sie auf die Rennbahn ?

Fangen wir mit Whippet-Welpen an

Vergessen Sie die Rassebeschreibung ! Auf jeden Fall für die nächsten 15 Monate !

Junge Whippets sind neugierig, sehr temperamentvoll und langweilen sich schnell. Das heißt für den Besitzer, daß er seinen Whippetwelpen eigentlich gar nicht alleine lassen sollte, zumindest nicht dort, wo er Schaden anrichten kann und wenn es denn sein muß, dann so kurz wie möglich. Räumen Sie Ladegeräte, Handys, Fernbedienungen, Schreibgeräte und ähnliches gut weg, Ihr Whippetwelpe ist technisch sehr interessiert und geht den Kleingeräten auf den Grund, was bedeutet, daß diese für Sie dann nicht mehr zu gebrauchen sind.

Lassen Sie den Welpen entweder gar nicht unbeaufsichtigt oder bereiten Sie für die möglichst kurze Zeit einen Raum vor, in dem Ihr Welpe mit Spielzeug und Korb bleiben kann, ohne Schaden anzurichten. Wenn Sie einen solchen Raum gar nicht haben, gibt es für kurze Zeit, aber wirklich nur kurze Zeit – wir reden hier von maximal einer Stunde – die Möglichkeit, den Welpen in einem Zimmerkäfig zu verwahren. Ja, ich weiß, es ist für viele Hundefreunde eine untragbare Vorstellung, aber es kann immer mal eine Situation kommen, in der Ihr Welpen kurze Zeit alleine zuhause bleiben MUSS, wenn Sie zum Arzt müssen oder in den Supermarkt und die anderen Familienmitglieder auch Termine haben. Und dann bringt es nichts, wenn Sie nach Hause kommen und Ihr Welpe hat Ihre Wohnung verwüstet und sich vielleicht sogar noch in Lebensgefahr gebracht, weil er ein Kabel angekaut hat. Für diese kurzen Abwesenheiten können Sie einen Zimmerkäfig verwenden, an den Sie Ihren Welpen von Anfang an gewöhnen sollten. Stellen Sie ihm den Käfig oder die Box als normalen Schlafplatz zur Verfügung, polstern Sie die Box schön aus, legen Sie eine Decke darüber, geben Sie ihm in der Box etwas zum Kauen und Sie werden sehen, Ihr Welpe mag die Höhle. Gewöhnen Sie ihn daran, daß die Box für kurze Zeit geschlossen wird und Sie werden sehen, daß Ihr Welpe damit kein Problem hat. Diese Gewöhnung kann auch später nützlich sein, wenn Sie Ihren Hund ausstellen möchten und er die Box als sicheren Warteplatz akzeptiert und schätzt, und wenn Sie mit Ihrem Hund verreisen wollen. Im Flieger Pflicht, in der Bahn und im Auto ein sicherer Platz !

Mit ca. 15 Monaten wird Ihr Whippet erwachsen und verwandelt sich fast über Nacht in den Hund, den Sie in den Rassebeschreibungen so toll fanden !

Ihr Whippet wird Ihr perfekter Familienhund

Er wird mit Ihren Kindern spielen und kuscheln und sich von den Kindern alles erzählen lassen. Er hat Ihre Katzen und andere Haustieren als Familienangehörige akzeptiert und wird immer gut gelaunt alles mit Ihnen machen, was Sie ihm zeigen und beibringen. Einige Whippets laufen als Reitbegleithunde mit oder lassen sich als Therapiehunde einsetzen. Ihr Whippet wird auf dem Sofa oder in seinem Korb liegen und schlafen, aber sobald Sie auch nur den Gedanken haben, daß Sie jetzt mit dem Hund rausgehen, steht Ihr Whippet vor Ihnen und lacht Sie an.

Und der Bewegungsdrang ?

Der Whippet braucht weniger Bewegung und Beschäftigung als Schäferhunde oder Border Collies. Er „fragt“ nicht ständig nach Beschäftigung oder bringt Ihnen pausenlos seinen Ball.

Aber natürlich haben Sie mit einem Whippet einen kleinen Sportler zuhause. Neben den Spaziergängen zum Lösen und Schnuppern, müssen Sie Ihrem Whippet einmal am Tag die Möglichkeit geben, sich richtig auszupowern. Am besten auf eingezäuntem Gelände, denn ein Hund, der 400 m in ca. 30 Sekunden zurücklegen kann, wird im normalen Stadtpark nicht ausgelastet und gerät sogar in Gefahr, wenn eine Straße angrenzt. Suchen Sie sich einen großen Hundeauslauf, indem Sie andere Hundefreunde befragen, eventuell das örtliche Tierheim ansprechen, ob es dort einen Auslauf gibt, fragen Sie einen Hundeverein oder einen Reitstall, ob Sie dort ein eingezäuntes Gelände nutzen dürfen oder, am besten, schauen Sie, ob es in Ihrer Nähe einen Windhundrennverein gibt. Dort können Sie auch ohne Rennambitionen den meist vorhandenen Auslauf benutzen. Lassen Sie sich etwas einfallen, ohne Austobemöglichkeit geht es nicht, dann verzichten Sie lieber auf den Whippet !

Jagen Whippets ?

Ja, das tun sie. Windhunde sind Hetzhunde, dafür wurden sie gezüchtet und auch der als Rasse noch junge Whippet wurde zur Jagd auf Kaninchen und Hasen gezüchtet. Heute gibt es keine Jagd auf lebendes Wild mehr und die meisten Windhunde können nur noch hinter dem künstlichen Hetzobjekt ihre Hetzlust ausleben. Seit einigen Jahren hat sich bei den meisten Windhundrassen eine Spaltung zwischen Renn-und Showlinien entwickelt. Sie müssen davon ausgehen, daß ein Welpe aus Rennlinien mit fast 100 % Sicherheit mehr Hetztrieb zeigen wird als ein Welpe aus Showlinien, aber auch das ist nicht festgeschrieben.

Auch ein Showwhippet ist ein Whippet und kann Jagdtrieb haben, verlassen Sie sich nicht darauf, daß er nicht losstartet, wenn ein Hase oder Reh vor ihm aufspringt ! Auch der Züchter kann das bei einem Welpen nicht vorhersehen.

Am besten ist es, wenn Sie Ihren Whippet von Anfang an auf sich fixieren und ihm mit Hilfe von Leckerchen oder Spielzeug beibringen, sich abrufen zu lassen. Dann ist Ihre Chance, daß er sich auch von Wild abrufen läßt, noch am besten. Ideal ist, wenn Sie beim Spaziergang gut aufpassen und Ihren Whippet unaufgeregt an die Leine nehmen, wenn Sie die Hasenohren oder den Rehkopf zuerst sehen.

Und wenn er doch abhaut ? Keine Panik, im Normallfall kommt Ihr Whippet relativ schnell zu Ihnen zurück, er weiß, wo er gestartet ist. Normalfall, das heißt aber, daß Sie Ihren Whippet nur dort freilaufen lassen, wo keine Straßen oder Bahnschienen in der Nähe sind !

Muß der Whippet auf die Rennbahn ?

Nein, muß er nicht. Aber er braucht die oben beschriebenen Tobemöglichkeiten ! Und wenn Sie Spaß daran haben und einen Windhundverein in der Nähe haben, dann probieren Sie es doch unter Anleitung einmal aus. Es gibt kaum ein glücklicheres Whippetgesicht als das, das sie nach einem Rennen, egal ob Training oder Wettkampf, sehen !

Sie können mit Ihrem Whippet fast alles unternehmen, was Ihnen und dem Hund Spaß macht. Aber dressieren Sie ihn nicht ! Wenn Ihr Herz an exakter Ausführung von Kommandos hängt oder an echten Siegchancen in Agility, dann kaufen Sie sich bitte keinen Whippet. Es gibt viele Whippets, die die Begleithundeprüfung ablegen oder an Agility teilnehmen, aber nicht alle haben Spaß daran und einige sind so übereifrig, daß sie nicht exakt arbeiten, das müssen Sie dann akzeptieren.

Ihr Whippet möchte am liebsten immer mit Ihnen zusammen sein, dazu gehört auch, daß er bei Ihnen auf dem Sofa liegt oder im Bett schläft. Wenn Sie Ihren Whippet nicht im Bett haben möchten, wird er es akzeptieren, allerdings brauchen Sie Stehvermögen ! Und eine gute kuschelige Alternative für Ihren Whippet ?

Das Sofa allerdings sollten Sie ihm nicht verwehren, das ist ein MUSS für Whippets, eigentlich für fast alle Windhunde. Keine Angst, daß Sie damit Dominanzprobleme bekommen, Ihr Whippet hält sich ohnehin für gleichberechtigt und streitet nicht um den besten Platz, sondern akzeptiert, daß der den besten Platz hat, der ihn zuerst belegt hat.

Kontaktieren Sie uns bitte, wenn Sie weitere Fragen zu unserer Rasse haben !